Nachhaltigkeit mit Haltung
Die BAUM Tagung in Dortmund fand in diesem Jahr an einem besonderen Ort statt: dem Signal Iduna Park. Borussia Dortmund zeigte sich nicht nur als Gastgeber, sondern als beeindruckendes Beispiel dafür, wie konsequent und intrinsisch Nachhaltigkeit im Profisport gelebt werden kann – ganz ohne äußeren Druck durch die Deutsche Fußball Liga (DFL) oder andere Institutionen, sondern aus innerer Überzeugung des Vereins.
Nachhaltigkeit als Selbstverständnis – Beispiele aus dem Stadion
Besonders beeindruckend war die enorme Photovoltaik-Anlage auf dem Stadiondach – die größte Stadion-PV-Anlage der Welt. Damit setzt der Verein ein sichtbares Zeichen für erneuerbare Energien. Zudem verfolgt Borussia Dortmund klare Ziele: Bis 2030 sollen Scope 1- und Scope 2-Emissionen um fünf Prozent gesenkt werden.
Auch verschiedene technische Optimierungsprojekte zur Energieeinsparung im Stadionbau von 1974 zeigen, wie ernst es der Verein mit dem eigenen Transformationspfad meint.
Nachhaltigkeit wird beim BVB aber nicht nur ökologisch verstanden. Der Verein denkt auch sozial: So ist in jedem Ticket ein kostenloses ÖPNV-Ticket enthalten – ein Wert von rund zehn Prozent des eigentlichen Ticketpreises. Diese freiwillige Abgabe an die Verkehrsbetriebe ist ein starkes Zeichen für regionale Verantwortung und in der Bundesliga leider keineswegs Standard.
Regulatorischer Kontext: Erste europäische Regulierung des freiwilligen CO2-Marktes
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Tagung war der Hinweis darauf, dass die Regulation (EU) 2024/3012 („Carbon Removals and Carbon Farming Regulation“ – CRCF) der Europäische Kommission zwar bereits verabschiedet ist, aber in vielen Teilen der deutschen Wirtschaft noch nicht in allen Aspekten bekannt ist oder umgesetzt wird.
Diese Verordnung schafft den ersten EU-weiten freiwilligen Rahmen zur Zertifizierung von CO2-Entnahmen, Carbon Farming und CO2-Speicherung in Produkten.
Für Unternehmen eröffnen sich hier Chancen:
- Frühzeitige Positionierung im Markt für zertifizierte CO2-Entnahmen / -Speicherung (z. B. durch Aufforstung, Boden-Carbon-Speicherungen).
- Aufbau von Vertrauen bei Investoren und Partnern durch EU-Qualitätskriterien („QU.A.L.ITY“: Quantification, Additionality, Long-term storage, Sustainability) im Rahmen der CRCF.
- Gestaltungsmöglichkeiten innerhalb der ersten regulatorischen Struktur, bevor ggf. stärkere verpflichtende Maßnahmen folgen.
- Möglichkeit, eigene Projekte (wie z. B. unser „greenfee Token“, Aufforstungs-Token «GreenSeed») früh mit Blick auf regulatorische Umwelt zu positionieren.
Gleichzeitig muss registriert werden, dass viele Marktakteure in Deutschland noch Nachholbedarf haben – sei es im Verständnis der Rahmenbedingungen oder in der Umsetzung. Deshalb sehen wir die Aufgabe und Chance darin, verstärkt Kommunikation zu leisten, damit diese Regulierung nicht nur als Pflicht, sondern als strategische Gelegenheit wahrgenommen wird.
Austausch, Inspiration und neue Impulse
Neben einer beeindruckenden Stadionführung bot die Tagung zahlreiche inspirierende Formate. Besonders im LEGO Serious Play-Workshop entstanden kreative Ansätze für Storytelling rund um nachhaltige Transformationsprozesse. Es war spannend zu sehen, wie mit spielerischen Methoden komplexe Themen bildhaft und partizipativ bearbeitet werden können.
Der Austausch mit Fachkollegen, aber auch mit Kunden, brachte frische Perspektiven – gerade nach einem Jahr der Krise, in dem Hoffnung und Innovationsgeist keineswegs kleiner geworden sind. Deutlich wurde jedoch auch: Der Ruf nach klarer Regulierung wird immer lauter – Orientierung wird gesucht.
Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen bleibt Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor – sowohl in Kundenbeziehungen als auch in der Mitarbeitergewinnung. Diese Einschätzung wurde in vielen Gesprächen bestätigt.
Preisverleihung: Vielfalt, Mut und globales Engagement
Ein Highlight war die Verleihung verschiedener Nachhaltigkeitspreise. Sie zeigte eindrucksvoll die Bandbreite des Engagements:
– Tony Rinaudo, der bei World Vision mit seinem Ansatz der „Farmer Managed Natural Regeneration“ (FMNR) ganze verödeten Landschaften wieder begrünt hat.
– Unternehmen, die ihre Lieferketten grundlegend neu aufbauen – aus rein intrinsischen Gründen – und dadurch langfristig menschenwürdige und umweltbewusste Standards etablieren.
Was wir transportieren wollen: Best Practices aus unserer Bubble
Abschließend bleibt für uns die zentrale Frage: Welche Best Practice können wir – gerade als Teil unserer „Bubble“ – nach außen tragen, um mehr Unternehmen auch ohne regulatorischen Druck zu überzeugen, mehr Nachhaltigkeit zu leben?
Einige Erkenntnisse aus der Tagung:
- Nachhaltigkeit funktioniert am besten, wenn sie aus innerer Haltung entsteht und nicht primär als Pflicht verstanden wird.
- Die Verbindung von Technik (z. B. Energieoptimierung, Carbonfarming) mit sozialem Engagement schafft Glaubwürdigkeit.
- Methoden wie LEGO Serious Play helfen, komplexe Themen partizipativ und erzählbar zu machen – das erleichtert internes Commitment und externe Kommunikation.
- Frühzeitige Nutzung von regulatorischen Chancen (z. B. CRCF) kann Wettbewerbsvorteile schaffen – auch ohne unmittelbar zwingenden externen Druck und erweitern den Markt der Anbieter.
- Netzwerke und Austausch auf Augenhöhe (wie bei der Tagung) sind wichtige Motoren für Ideen und Umsetzung.
Für uns war es die erste BAUM Tagung als BAUM-Mitglied – und wir sind dankbar für die wertvollen Impulse, die inspirierenden Gespräche und die Zuversicht, die trotz herausfordernder Zeiten spürbar war.
Nachhaltigkeit bleibt ein Thema – nicht aus Pflicht, sondern aus Überzeugung.



